Zwei Arten von Performance, die nachhaltige Investments versprechen

30/07/2019

Während der Erfolg oder Misserfolg konventioneller Investments im Allgemeinen auf Grundlage finanzieller Kennzahlen wie Alpha, Beta oder Sharpe Ratio gemessen wird, versprechen nachhaltige Investments zwei Arten von Performance: sie zielen nicht nur darauf ab, eine wettbewerbsfähige Rendite zu erzielen, die genauso gut ist wie die ihrer konventionellen Entsprechungen, sondern auch darauf, zum Erreichen wichtiger Klima- und Nachhaltigkeitsziele beizutragen.

Finanzielle Performance

Das Thema wettbewerbsfähiger Renditen ist schon eine Weile Gegenstand einer erhitzten Debatte. Auf der einen Seite der Debatte waren Portfoliotheoretiker, die zeigen wollten, dass die Verwendung von Ausschluss- und Positivkriterien das Anlageuniversum verkleinert, das Diversifizierungspotenzial mindert und daher unvermeidlich zu einem schlechteren Risiko-Ertrags-Verhältnis führt. Doch Befürworter der Verwendung von Nachhaltigkeitskriterien sind der festen Überzeugung, dass die zusätzlichen Kriterien, die auf die Nachhaltigkeitsqualität der Emittenten angewendet werden, ihnen helfen, ihre Risiken und Chancen besser zu verstehen und diese bei ihren Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Ihrer Ansicht nach gleichen diese Informationen den Nachteil aus, der sich aus einem kleineren Anlageuniversum ergibt. Sie weisen auch darauf hin, dass das Konzept der „Qualitätsverbesserung durch Ausschluss“ auf dem Kapitalmarkt nicht völlig unbekannt sei, da es zum Beispiel verwendet werde, um Qualitätsgrenzen wie das „BBB“ für Anleiheinvestitionen zu definieren.

Eine große Anzahl empirischer Studien1 und viele Jahre praktischer Erfahrung zeigen, dass, wie es aussieht, nachhaltige Investments nicht nur einen systematischen Nachteil für Risiko und Rendite verhindern, sondern sogar ein risikobereinigtes Zusatzeinkommen ermöglichen.

Joachim Wuermeling, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank und daher frei von jedem Verdacht, diese Anlageform aus Marketing-Gesichtspunkten zu schützen, sagt: „Studien zeigen, dass nachhaltige Anlageformen besonders hohe risikobereinigte Renditen ermöglichen können. Diese Art der Anlage folgt demnach nicht nur einem ethisch-moralischen Imperativ, sondern nutzt den eigenen wirtschaftlichen Interessen.“2

Doch ob diese Vorteile sich materialisieren, hängt nicht zuletzt von der spezifischen Kompetenz der Asset Manager ab.

Performance im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit

Obwohl das die Frage der finanziellen Performance erheblich klarer macht, wurde die Frage der Vorteile nachhaltiger Investments in Bezug auf Nachhaltigkeit erst kürzlich angegangen. Angesichts der Wichtigkeit dieser Wirkungen für nachhaltigkeitsorientierte Anleger ist es erschreckend, dass sie so lange gebraucht haben, um wirklich nach der Lieferung geeigneter Nachweise hinsichtlich dieser Vorteile zu fragen. Das ändert sich jetzt, nicht zuletzt weil die Aufsichtsbehörde, zum Beispiel für Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung, relevante geeignete Nachweise fordert3.

Insbesondere wird derzeit dem CO2-Fußabdruck von Portfolios besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der CO2-Fußabdruck verschafft Anlegern eine Vorstellung von der ökologischen Auswirkung ihrer Portfolios. Die CO2-Emissionen von Unternehmen in einem Portfolio werden aufgezeichnet und dann aufgrund des Emissionsanteils jedes Unternehmens dem Portfolio zugeordnet. Mit einem Benchmark-Vergleich wird dann die ökologische Auswirkung des Portfolios deutlich. Im Rahmen ihres Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums kündigte die EU-Kommission an, dass sie spezifische Benchmark-Indizes entwickeln werde, die speziell für einen solchen Vergleich geeignet sind4. Einer der Indizes wird zeigen, ob ein Portfolio mit dem erklärten Ziel des Pariser Abkommens kompatibel ist, den Anstieg der weltweiten Temperatur auf höchstens 2 Grad zu beschränken.

Mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung als Grundlage erweitern erste Anleger ihre Nachhaltigkeitsauswirkungsanalyse über den Klimawandel hinausauf 16 zusätzliche Nachhaltigkeitsziele5. Sie möchten den Beitrag der Unternehmen, deren Aktien und Anleihen sie zu ihrem Portfolio hinzufügen, zum Erreichen dieser globalen Nachhaltigkeitsziele kennen. Vor diesem Hintergrund analysieren sie das Produkt- und Dienstleistungsportfolio von Unternehmen und messen den Umsatzanteil, der mit Produkten und Dienstleistungen generiert wird, die zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der UN beitragen. Je höher dieser Anteil bei allen Unternehmen in einem Portfolio ist, desto größer die Auswirkung in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Der CO2-Fußabdruck und die Analyse auf die UN-Nachhaltigkeitsziele hin sind in jedem Fall erste Versuche, das rechtmäßige Interesse nachhaltigkeitsorientierter Anleger an Informationen zur zweiten Art von Performance, die nachhaltige Investments versprechen, teilweise zufriedenzustellen. Doch diese Instrumente wurden noch nicht vollständig entwickelt und können noch nicht weltweit eingesetzt werden. So kann die Analyse auf UN-Nachhaltigkeitsziele hin genau genommen nur bei Unternehmen verwendet werden, und was den CO2-Fußabdruck angeht, funktioniert die Analyse bei reinen Aktienportfolios am besten. In den kommenden Jahren sind weitere Verbesserungen und neue Ansätze zur Messung der Auswirkung zu erwarten.

 

 

(1) https://www.ussif.org/performance (2)) Zentralbanken müssen grüner werden, die Zeit, 06/12/2017, https://www.zeit.de/2017/51/nachhaltigkeit-investitionen-zentralbanken-klimaabkommen (3) https://www.pensionseurope.eu/iorp-iidirective (4)Aktionsplan der Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums - 08/03/2018 - https://ec.europa.eu/info/publications/180308-action-plan-sustainable-growth_en (5) https://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/