SRI und Privatkundschaft: das aktuelle Bild

14/11/2019

Nachhaltiges und verantwortliches Investieren möchte wirtschaftliche Performance und positive Auswirkung in Einklang bringen. Auf dem Papier vereint und zieht dieses Ziel viele Anleger an. Der Grund dafür ist einfach: in den letzten Jahren sind Nachrichten zu den lebenswichtigen Fragen, die Fauna und Flora schützen, oder die breite Bewegung für den Klimaschutz, regelmäßig in den Medien, wobei sich größtenteils die jüngere Generation für diese Fragen engagiert, die sie persönlich betreffen.

Doch wie sieht es mit der Umsetzung dieser Kämpfe in die Anlagepolitik von Privatkunden aus?

Während nachhaltiges und verantwortliches Investieren oder SRI (für Sustainable & Responsible Investment) bei der allgemeinen Öffentlichkeit beliebt ist, spiegelt sich dies, im Gegensatz zu institutionellen Anlegern, derzeit nicht in ihren finanziellen Allokationen wider. Dafür gibt es derzeit viele Gründe.

Erstens sind die Endkunden zu sehr geneigt, Finanzmarktakteure für die Aneignung von Anliegen zu kritisieren, von denen nur sie alleine profitieren. Viele weisen auf das exzessiv „vermarktende“ Wesen der Ansätze dieser Fondsmanagementgesellschaften hin, wobei das einzige Ziel sei, neue Kunden anzuziehen. Greenwashing-Versuche sind im kollektiven Unterbewusstsein der Menschen immer noch vorhanden. Und in der Tat kann man, wenn man diese „zertifizierten“ Fonds genauer untersucht, nicht selten beobachten, dass sie sehr häufig einfach die Umstrukturierung von Positionen sind, die es bei anderen internen Fonds bereits gibt, dass die Fondsmanagementgesellschaft sie einfach in einen einzigen neuen spezifischen Fonds gepackt hat. Zusammengefasst: sie stecken einfach alte Produkte in einen neuen Karton, nur die Vermarktungsverpackung hat sich geändert.

Außerdem ermutigen die mangelnde Lesbarkeit und Transparenz der angebotenen Fonds eben diese Kunden nicht, sie zu zeichnen. Gleiches gilt für Finanzvermittler. Fondsmanagementgesellschaften werden häufig von Finanzberatern wegen der Verwendung dieser Zertifizierungen kritisiert, da sie nur auf einer einzigen Medientrendwelle reiten und diese Art von Platzierung nur anbieten würden, da ein rivalisierender Fondsmanager sie in seiner Verwaltungsstrategie umgesetzt hat.

Außerdem werden die Positionen dieser Fonds von den Asset Managern nicht wirklich völlig transparent gemacht und 100% SRI scheint in den Augen der Öffentlichkeit nicht zu existieren. In der Tat ermöglicht die Definition der SRI-Zertifizierung an sich das Referenzieren von Unternehmen, deren DNA das absolute Gegenteil dessen ist, was die Kunden in dieser Hinsicht erwarten. Diese SRI-Zertifizierung ist daher an sich ein Hindernis für ihre eigene Entwicklung. Jede Fondsverwaltungsgesellschaft kann sie auf ihre eigene Weise auslegen und sich so auf Kriterien konzentrieren, um ein Label zu definieren, das von einer Gesellschaft zur anderen variieren kann. Der Best-in-Class-Ansatz ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Fonds wählen Emittenten mit den besten ESG-Praktiken und schließen die am schlechtesten bewerteten Emittenten aus, selbst innerhalb derselben Branche. Unternehmen, die in der Kohle-, fossilen Energie-, Waffen- oder Tabakbranche tätig sind, können daher auf die Liste kommen, nur weil ihre ESG-Bewertung besser ist als die ihrer Mitbewerber. Und was ist mit Themen wie Umweltschutz für diese Unternehmen? Der Kunde wird auf solche Fragen selten hingewiesen.

Was sind also die werkzeuge zur begleitung der entwicklung von SRI bei einer privaten kundschaft?

Mit der Entwicklung dieser Fragen sind neue Online-Portale aufgetaucht, deren Hauptziel darin besteht, „neue Finanzen zu propagieren und so Rentabilität und Ethik in Einklang zu bringen. Seitdem hat der Kunde die Möglichkeit, auf eine regelmäßig aktualisierte Liste dieser „zertifizierten“ Fonds zuzugreifen, deren Zahl aktuell wächst.

Finanzvermittler bleiben die vollkommenen Bindeglieder zum Vorantreiben dieser Praxis. Dazu müssen Regeln der vollständigen Transparenz festgelegt und Zertifizierungspraktiken entwickelt werden, um einen einheitlichen Prozess zu definieren, der einen Fonds befähigt, als SRI qualifiziert zu werden oder nicht. Damit wird der Finanzvermittler besser in der Lage sein, den Kunden mit einem Basiswert zu begleiten, den er versteht und in seiner globalen Allokation rechtfertigen kann.

Das mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch ist schwieriger in der Umsetzung. Eine wichtige Klarstellung ist, dass die finanziellen Ersparnisse der meisten französischen Privatkunden in Lebensversicherungsverträge eingeschlossen sind. Vor diesem Hintergrund ist es für einen Privatkunden oder Finanzvermittler angesichts der Referenzierungsprobleme auf Seiten des Versicherers besonders kompliziert, eine „SRI“-Allokation anzustreben. Die Kaufliste des Versicherers ist häufig zu beschränkt, als dass sich eine Beratung hinsichtlich dieser SRI-Fonds vollständig entfalten könnte. Die Entwicklung von SRI wird daher nur dann wirklich möglich sein, wenn der Versicherer auch fest glauben kann, dass das SRI-Spektrum eine echte Erwartung des Privatkunden und nicht des Finanzmarkts ist.

Dagegen wäre es dann schwieriger für denselben Berater, zertifizierte und nicht-zertifizierte Investmentfonds innerhalb desselben Portfolios einzurichten und zu kombinieren.