Der weg von der Freiheitsstatue zur tokenisierung

11/05/2019

Im Zeitalter der Digitalisierung und des Aufkommens der Blockchain-Technologie hat die Tokenisierung von Vermögenswerten deutlich an Fahrt gewonnen.

Crowdfunding gibt es bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Erst 1875 jedoch wurde durch eine solche Gemeinschafts- bzw. partizipative Finanzierung ein bahnbrechendes Projekt angestoßen. Spenden und Crowdfunding hauptsächlich seitens der französischen Bürgerschaft ist es zu verdanken, dass 1886 die Freiheitsstatue1 enthüllt werden konnte.

Spult man über ein Jahrhundert vor ins Internetzeitalter, so gelangt man zum Crowdfunding der neuesten Generation, das vor allem für kreative Start-ups und Wohltätigkeitsprojekte genutzt wird.

Im Zeitalter der Digitalisierung und des Aufkommens der Blockchain-Technologie hat die Tokenisierung von Vermögenswerten deutlich an Fahrt gewonnen.

Tokenisierung bezeichnet den Prozess der Überführung von Rechten an einem Basiswert in einen digitalen Token im Blockchain-Ledger. Es ist daher ziemlich leicht, eine Eigentumsurkunde im Bestandsbuch (Ledger) zu registrieren und so ihre Nachverfolgbarkeit, Unveränderlichkeit und Prüfbarkeit zu gewährleisten.

Im Fall eines Anlageinstruments, das zur Mittelbeschaffung bestimmt ist, bieten Blockchain und die Ausgabe digitaler Anlage-Token zusätzliche Vorteile wie niedrigere Kosten (im Vergleich zu einem Börsengang), einen automatisierten Prozess (dank Smart Contracts) und Nachverfolgbarkeit. Anleger profitieren ebenfalls von dem neuen Geschäftsmodell: Für sie liegt der Vorteil in der Disintermediation, der Transparenz, den geringeren Einstiegskosten und dem Zugang zu einem lokalen, nationalen oder internationalen Anlageportfolio.

Für viele von uns steht die Immobilieninvestition für eine sichere, nachhaltige und greifbare Anlage. Da jedoch eine Direktinvestition einen erheblichen Kapitaleinsatz und eine Investition über einen Immobilienfonds eine gewisse Kenntnis der Finanzmärkte voraussetzt, kann sich dieser Weg ohne hervorragende Orientierungshilfen als gefährlich erweisen. Außerdem fördert in Ländern, in denen das Fehlen zuverlässiger Grundbücher die Investitionen beschränkt, der Zugang zu Grundeigentum betrügerische Praktiken.

Mit ihrem rechtlichen Rahmen und der Stellungnahme der FINMA zur Ausgabe digitaler Token2 hat sich die Schweiz als Vorreiter und wichtiger Akteur dieser neuen Technologie positioniert.

Start-ups wie Token Estate (Immobilien-Tokenisierung), Tend (Tokenisierung von Vermögenswerten) oder Mt Pelerin (Tokenisierung von Beteiligungen) weisen bereits den Weg. Viele andere Plattformen dürften in naher Zukunft folgen.

Die Vorteile, die die Tokenisierung in der Immobilienwelt hätten, liegen auf der Hand. Doch das würde erfordern, dass Grundbuchämter Blockchain-Registrierungen in einem wirksamen rechtlichen Rahmen als zulässig und rechtsgültig anwenden und anerkennen. Bestimmte Länder wie England, die Schweiz, Schweden und Brasilien3 prüfen bereits die Machbarkeit solcher Projekte, und die Verwendung von Blockchain könnte durchaus das Grundbuchamt und ähnliche Einrichtungen ersetzen.

(1) https://www.bbc.com/news/magazine-21932675.
(2) Wegleitung der Finma, Februar 2018.
(3) http://bitcoinmonde.com