Der Mensch im Mittelpunkt der technologischen Innovation

Blockchain, FinTech, RegTech oder SupTech … Diese Begriffe stehen für Innovation und die neuen Technologien, die im Finanzsektor am häufigsten zum Einsatz kommen. Mit der immer schneller fortschreitenden Digitalisierung müssen die Akteure sich stärker auf ihre technologische Agilität konzentrieren. Innovation ist daher insbesondere im Bankensektor ein Schwerpunktthema. Die Integration dieser Herausforderungen in eine Strategie und eine langfristige Vision ist ein entscheidender Faktor.

"Innovation“ findet seinen Ursprung im lateinischen Wort innovare, was im Deutschen „erneuern“ bedeutet.  Novare stammt von novus und heißt „verändern“ bzw. „neu“. Das Präfix „in-“ deutet auf eine Bewegung nach innen hin. Deshalb beinhaltet „Innovation“ auch den wichtigen Gedanken der Bereitschaft, sich immer neu zu erfinden.

Dem Oslo Manual der OECD zufolge betrifft Innovation Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen, durch die das Unternehmen neue Erkenntnisse erlangt, die eine Veränderung mit wesentlichen Neuerungen herbeiführen bzw. eine deutliche Verbesserung bis hin zu einem tatsächlichen Umbruch mit sich bringen. Innovation ist für Unternehmen seit jeher unverzichtbar. Mit der immer schneller fortschreitenden Digitalisierung müssen die Akteure sich stärker auf ihre technologische Agilität konzentrieren. Innovation ist daher insbesondere im Bankensektor ein Schwerpunktthema. Der Mensch muss sein Verhalten anpassen, um diesem neuen Paradigma, in dem Technologien nunmehr ein fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens sind, gerecht zu werden.

Ein Beispiel hierfür ist der Siegeszug der Smartphones: In Frankreich liegt die Penetrationsrate bei 80 %, weltweit beträgt sie 35 %1. Smartphones setzen hoch entwickelte mobile Apps ein und nutzen künstliche Intelligenz (KI), um hohe Akzeptanz bei möglichst vielen Personen zu erzeugen. Ein weiteres Beispiel: Die großen E-Commerce-Websites analysieren jeden Klick, um uns immer passende Produkte vorzuschlagen. Mit maschinellem Lernen verbessern sie kontinuierlich ihre Empfehlungen. Schließlich sollten auch autonome Fahrzeuge nicht unerwähnt bleiben, die ihren Ursprung in den USA haben und seit Kurzem auch in Luxemburg getestet werden. Sie sind ebenfalls zum Sinnbild dieser Entwicklung geworden.

Die Entwicklung neuer Technologien ist ein globales Phänomen, das sich auf alle Branchen und jeden Einzelnen von uns auswirkt. Wir sind täglich damit konfrontiert, ohne uns dessen immer bewusst zu sein.

Und wie steht es im Finanzsektor um technologische Innovationen?

Der Finanzsektor gehört zu den Sektoren, auf die sich neue Technologien am stärksten auswirken. Die Société Générale Securities Services, die Dienstleistungssparte, die für die Verwaltung der Investmentfonds der Société Générale Gruppe zuständig ist, führte Ende 2018 bei 100 europäischen Kunden – traditionelle und alternative Asset-Manager sowie institutionelle Investoren – eine Befragung mit dem Titel „Taking the long view2 durch, um zu erfahren, wie sie die künftigen Herausforderungen in ihren Tätigkeitsbereichen beurteilen. Die Digitalisierung und die neuen Technologien stehen bei 84 % der Befragten ganz oben auf der Schwerpunktliste. Die Integration dieser Herausforderungen in eine Strategie und eine langfristige Vision ist ein entscheidender Faktor. Die Antwort der meisten Teilnehmer auf die Frage „Warum auf Innovationen setzen?“ lautete, dass Innovationen für die Effizienzsteigerung wesentlich seien, insbesondere in Sektoren, in denen die ständige Optimierung ihre Grenzen erreicht hat. Die Blockchain, KI und RPA („Robotic Process Automation“) scheinen ihnen diesbezüglich besonders vielversprechend zu sein. Operative Effizienz ist vor dem Hintergrund eines immer stärker industriell ausgerichteten Geschäftsmodells und der schrumpfenden Margen unverzichtbar, um das Überleben des Unternehmens sicherzustellen. Ferner zeigte die Umfrage, dass die operative Effizienz – durch den Einsatz neuer Technologien – weiterhin für 32 % der Befragten Vorrang hat. Kostensenkung als Anreiz zur Innovation hat sowohl in mathematischer als auch in praktischer Hinsicht Grenzen – im Gegensatz dazu kann die Entwicklung immer weiter vorangetrieben werden.

Um das extrem wettbewerbsintensive traditionelle Geschäftskonzept hinter sich zu lassen, müssen sich Banken auf die Wertschöpfung für ihre immer internet- und technikaffineren Kunden konzentrieren. Die Banken versuchen, diesen „Blue Ocean“3 zu erschließen. Die Wissenschaftler W. Chan Kim und Renée Mauborgne beschreiben ihn als die Fähigkeit zur Erschließung einer neuen Nachfrage durch die Schaffung eines strategischen Raums, in dem es keine Konkurrenz gibt. Der Einsatz von Blockchain und künstlicher Intelligenz kann ebenso wie Big Data dazu beitragen, das Geschäft auf einem gesättigten Markt mit begrenzten Wachstumsaussichten neu zu beleben. Da Banken täglich große Datenmengen verarbeiten, haben sie die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Zudem halten die Akteure im Finanzsektor angesichts des immer stärker regulierten Umfelds nach Tools mit neuen Technologien Ausschau, die sie effektiv bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen unterstützen, vor allem im Bereich Risikomanagement und Controlling.

Implementierung neuer Technologien: Traum oder Albtraum?

Durch den Einsatz neuer Technologien können Unternehmen effizientere und kostengünstigere Projektmanagementmethoden erproben. In der ersten Phase, dem sogenannten Proof of Concept (POC), wird die Machbarkeit einer Produktidee oder Dienstleistung in einer Umgebung außerhalb des Informationssystems getestet. Wenn diese erste Phase erfolgreich verläuft, beginnt eine zweite Phase, in der ein Prototyp („Minimum Viable Product“ bzw. „MVP“) entwickelt wird. Die beiden Phasen erfordern nicht unbedingt einen hohen Investitionsaufwand. Sie werden häufig von den eigens zur Erprobung der Technologien eingerichteten Innovationslabors durchgeführt.

Die Aufnahme der Produktion ist die letzte Phase eines erfolgreichen Innovationsprozesses. Dabei muss das Produkt oder die Dienstleistung in das Informationssystem integriert werden. Diese Phase ist komplex, weil der Anschluss an ein Informationssystem an bestimmte Anforderungen geknüpft ist, insbesondere im Hinblick auf die Cybersicherheit.

Die Einführung kann sich trotz eines überzeugenden MVP als komplex erweisen. Diese Komplexität kann die Entwicklung neuer Technologien hemmen. Als Beispiel hierfür sei die Blockchain genannt. Sie ist eine der Technologien, die Banken am meisten testen, aber ihre Implementierung erfordert Zeit, insbesondere wegen der damit verbundenen unklaren Rechtslage. Laut der umfassenden Studie von PwC über die Entwicklung der Blockchain und ihr Potenzial im Jahr 20184 ist sie selbst eines der größten Hemmnisse für ihre Umsetzung.

Die Hürden für die Einführung neuer Technologien sind somit zahlreich und unterscheiden sich je nach Reifegrad und Firmengeschichte von Unternehmen zu Unternehmen. Der finanzielle Aufwand kann hoch sein, ist jedoch nicht der einzige Erfolgsfaktor. 

Der Mensch: Hemmnis oder treibende Kraft im Transformationsprozess?

Der Faktor Mensch und der Widerstand gegen Veränderungen spielen bei den Grenzen der Technologie eine nicht zu vernachlässigende Rolle, ob es sich nun um die Technologie selbst oder ihre Einführung im Unternehmen handelt.

Die Integration neuer Technologien in ein Unternehmen ist nicht nur ein IT-Projekt. Vielmehr handelt es sich um eine ganzheitlichere Transformation der Geschäftsmodelle, die mitunter ein neues Geschäftsumfeld und damit ausreichend Flexibilität seitens der Akteure sowie eine Weiterentwicklung der Unternehmenskultur erfordern.

Andernfalls wird der Mangel an Führungsqualität, Unternehmenskultur und digitaler Kompetenz den Erfolg der digitalen Transformation beeinträchtigen. Wenn die aktuellen Umgebungen tatsächlich so komplex sind, wie steht es dann um das Verständnis neuer Technologien wie KI und Blockchain in den Unternehmen? Trotz ihrer Investitionen und Initiativen sind Unternehmen der Ansicht, dass sie nach wie vor nicht über ausreichend Ausrüstung oder Fachleute verfügen, um eine solche Transformation in die Tat umzusetzen. Die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur mit Fokus auf Innovation muss von der Geschäftsleitung ausgehen. Ihre Aufgabe ist es, ein Umfeld zu schaffen, das Unternehmergeist, Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit begünstigt, aber auch Raum für Fehler lässt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Innovationsstrategien und die Transformationsfähigkeit der Unternehmen ausschlaggebend sind, um angesichts des immer heftigeren Wettbewerbs zu bestehen. Der Mensch ist ein wesentlicher Faktor, da er im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht. Daher gilt mithin, wie der US-amerikanische Professor und Berater für Unternehmensführung Peter Drucker betonte:

Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selbst zu gestalten.

Bei der Société Générale steht in jeder Hinsicht der Mensch im Mittelpunkt der Zukunft. Die Bankengruppe vertritt diese Überzeugung und vermittelt seit dem vergangenen Monat mit ihrem neuen Markenslogan eine Botschaft des Vertrauens und des Optimismus. Sie setzt damit ein Zeichen für ihre Ziele für nachhaltiges Wachstum im Dienste ihrer Kunden, der Wirtschaft und der Gesellschaft: „The Future is You“.

 

Article published by the AGEFI Luxembourg (December 2018) 

 

[1] Quelle: Statista, Prognosen 2019
[2] Verfügbar auf www.securities-services.societegenerale.com
[3] Blue-Ocean-Strategie; W. Chan Kim, Renée Mauborgne, Wissenschaftler am Institut Européen d'Administration des Affaires
[4] PwC-Studie: „Global Blockchain Survey 2018“, September 2018