Europäische Klassifikation Grüner Aktivitäten

10/09/2019

Eine Strategie, um aus einer absurden situation herauszukommen

Was ist der zweck der klassifkation grüner aktivitäten?

Die Europäische Union hat sich für 2030 drei klimapolitische Ziele gesetzt1:

  • reduktion der Treibhausgasemissionen um 40% im Vergleich zu 1990;

  • erreichen von 32% erneuerbaren Energien im Energiemix;

  • reduktion des Energieverbrauchs um 32%.

Das Erreichen dieser drei Ziele wird eine jährliche Investition von 200 Milliarden € durch den Privatsektor in Europa erfordern. Neben einer Sensibilisierung erfordert die Investition die Mobilisierung von Energie, daher müssen diese Investitionsströme geleitet werden, indem durch eine Klassifikation grüner Tätigkeiten ein gemeinsames Abkommen über die erforderlichen Investitionen entworfen wird. Diese Klassifikation, zu der alle Investoren bis zum 15. Februar die Gelegenheit hatten, sich zu äußern, könnte als Grundlage für die Definition grüner Fondszertifizierungen, aber auch als Standard für grüne Anleihen oder Programm für die Finanzierung der Energiewende durch die Zentralbanken dienen.

Wie wurde diese klassifikation entwickelt?

Um die Prioritäten zu definieren, begann eine technische Fachgruppe2, indem sie grüne Investments in Bezug auf die Branchen definierte, die am meisten CO2 ausstoßen: Strom, Gas und Klimaanlagen (32%), Industrie (23%), Landwirtschaft (15%), Transport/Verkehr (14%) und Wasserversorgung und -aufbereitung (5%). Für jeden der zahlreichen Subsektoren dieser Branchen wurden die maximalen Emissions- oder Energieverbrauchsniveaus definiert, die erforderlich sind, um sich für die grüne Klassifikation zu qualifizieren. Solarenergie, Windenergie, Intercity-Schienenverkehr und Wiederaufforstung (nach FSC- oder PEFC-Standards) wurden bereits systematisch in die Klassifikation aufgenommen.

Man sollte auch berücksichtigen, dass die finanzierten Investitionen keine negative Auswirkung auf die folgenden 6 ökologischen Anliegen haben dürfen: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung von Wasser und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Kontrolle und Vermeidung von Verschmutzung und Schutz von Ökosystemen.

Welche fragen wift diese klassifikation auf?

Wie die Green Finance-Abteilung von Natixis zeigt3, ist diese Klassifikation problematisch, denn:

  • sie ist statisch (sie berücksichtigt nicht den erforderlichen technischen Fortschritt und die kolossalen Bemühungen, die für die Wende erforderlich sind);

  • sie ist binär (ein Unternehmen ist entweder grün oder nicht), statt zu sehen, wie ein Unternehmen „grün“ werden kann;

  • zahlreiche übliche grüne Finanzierungssektoren sind derzeit nicht abgedeckt (was ist die Energieperformance, die ein grünes Gebäude definiert?).

Welche lösung könnte eine antwort auf diese probleme liefern?

Das Problem an dieser Klassifikation ist, dass sie davon ausgeht, es gebe die grüne Wirtschaft bereits und sie müsse nur entwickelt werden. Dieser rigide Ansatz mag zwar die Verbraucher beruhigen, doch er ermöglicht nicht den Übergang und das „Grünerwerden“ der zu finanzierenden wirtschaftlichen Strategien, was zu absurden Ergebnissen führen könnte. Derzeit ermutigt diese Klassifikation zur Finanzierung von Wasserstofffahrzeugen, aber ermöglicht nicht die Finanzierung der Infrastrukturen, die zum Transportieren von Wasserstoff erforderlich sind. In ähnlicher Weise ermutigt sie die Anleger zur Finanzierung der Elektrifikation des Schienennetzes, obwohl ein Teil dieses Stroms aus Kohle stammt.

(1) Website der Europäischen Kommission. 2018. ec.europa.eu/clima/policies/ strategies/2030_en (2) Website der Europäischen Kommission. 2018. ec.europa.eu info/publications/sustainable-flnance-technical-expert-group_en (3) Natixis Green and Sustainable Hub. September 2018. gsh.cib.natixis.com/api_website_ feature/files/download/6063/Solving-Sustainable-Development-Goals-Rubik- Cube-Report-Natixis-2018.pdf