Institutionelle Investments sind in Afrika auf dem Vormarsch

07/01/2020

Afrika erscheint den Managern nun als eine Region der Wahl, in der sie investieren, aber noch nicht um bei institutionellen Anlegern (Investmentfonds, Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen) Kapital einzusammeln. Für wie lange noch?

Demografische Faktoren, die den institutionellen Investments in Afrika zugutekommen

Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds, Publikumsfonds: alle sind von der Nachfrage der Privatanleger nach ihren Produkten abhängig. Über die schnell wachsende Bevölkerung in Afrika wurde bereits vielfach berichtet (sie wird sich nach Schätzungen des französischen Instituts für demografische Studien INED von 1,2 Milliarden Menschen im Jahr 2016 bis 2050 voraussichtlich verdoppeln1). Werfen wir stattdessen einen Blick auf einige demografische Trends:

  • Von 2000 bis 2050 wird die Bevölkerungsgruppe der Afrikaner im Alter von 20 bis 64 Jahren am schnellsten wachsen, sodass sich ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung laut dem US Census Bureau von 46 % auf 54 % erhöhen wird2, wodurch die institutionellen Prämien angetrieben werden sollten.

  • Auch die Urbanisierung trägt wesentlich zum Wachstum institutioneller Investments bei:

    • Sie verbessert das Bildungsniveau und fördert das Interesse und den Bedarf an Finanzdienstleistungen.

    • Sie unterstützt die Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes, die Renten- und Versicherungsprodukte benötigen.

    • Sie schafft Anlageklassen (börsennotierte Aktien und Anleihen, Infrastruktur, Wohnen und Immobilien).

  • Es wird damit gerechnet, dass die afrikanische Stadtbevölkerung weltweit am schnellsten wachsen und nach Angaben der Vereinten Nationen (Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten) im Jahr 2050 voraussichtlich einen Anteil von beeindruckenden 60 % an der afrikanischen Gesamtbevölkerung erreichen wird. Zum Vergleich: 1950 lag er noch bei 27 %.3

  • Die Mittelschicht leistet traditionell den größten Beitrag zu den institutionellen Investitionen. Der Afrikanischen Entwicklungsbank zufolge dürfte ihr Anteil in Afrika von derzeit 34 % auf 42 % der Gesamtbevölkerung (also rund 1,1 Milliarden Menschen) im Jahr 2060 steigen4 und damit dem Trend zur Urbanisierung und zur wirtschaftlichen Diversifizierung hin zum Industrie- und Dienstleistungssektor folgen.

Aktuelles Wachstum der institutionellen Investments in Afrika

Es ist wenig überraschend, dass sich diese strukturellen Veränderungen bereits auf institutionelle Investments in Afrika auswirken.

Nathan Derhy, Head of International Coordination bei SGSS, weist darauf hin, dass sich das verwaltete Gesamtvermögen (AUM) in den 12 wichtigsten Volkswirtschaften Afrikas von 634 Mrd. USD im Jahr 2014 auf voraussichtlich 1.100 Mrd. USD im Jahr 2020 erhöhen wird, was einem durchschnittlichen Wachstum von 9,6 % pro Jahr in diesem Zeitraum entspricht. Dies geht aus Berichten örtlicher Behörden hervor.5

Afrikanische Pensionsfonds haben sich sehr dynamisch entwickelt. Ihr Vermögen beläuft sich auf fast eine halbe Billion USD.6 Dabei muss jedoch eingeräumt werden, dass sich die Situation hier von Land zu Land stark unterscheidet. In Ghana wurde beispielsweise ein staatliches Rentensystem eingeführt, wohingegen es in anderen Ländern heute praktisch kein Altersversorgungssystem gibt. Hier schlummert also noch enormes Wachstumspotenzial.

Nach Angaben von Riscura machen die von den Versicherern in Afrika eingenommenen Prämien 3,5 % des BIP aus.7 Die Durchdringungsrate ist stetig gestiegen, aber wie bei Pensionsfonds ist auch hier noch ein spektakulärer Anstieg zu erwarten. Vor allem wenn man dies mit der Durchdringungsrate der fortschrittlichsten afrikanischen Wirtschaftsmacht – Südafrika – vergleicht: sie liegt bei beneidenswerten 14 %.

Anuj Awargal, Chief Financial Officer von Allianz Africa, einer Versicherungsgesellschaft mit 1.500 Mitarbeitern und Niederlassungen in 13 afrikanischen Ländern, führt an, dass es etwa in Nigeria und Ghana vielversprechendes Wachstumspotenzial gibt, weil Versicherungen dort zunehmend in der Mittelschicht Verbreitung finden8.

Sind die afrikanischen Asset-Pools auf die Bedürfnisse der afrikanischen institutionellen Investoren abgestimmt?

Es zeigt sich also, dass die Weichen für weiteres, nachhaltiges Wachstum bei afrikanischen institutionellen Investments gestellt sind.

Allerdings wären regionale inländische Investmentpools bei institutionellen Investoren gern gesehen, wenn auch nur, um das Fremdwährungsrisiko durch Investitionen außerhalb Afrikas zu verringern. Aber sind solche lokalen Pools heute ausreichend groß?

Ende 2018 forderte das Africa Investment Forum mehr regionale Investitionen von afrikanischen institutionellen Investoren und gab an, dass sie trotz des immensen Finanzierungsbedarfs für Infrastruktur in Afrika nur 10 % des Gesamtportfolios ausmachen. Das klingt zwar sinnvoll, aber sind die afrikanischen Kapitalmärkte auch bereit dafür?

Die afrikanischen Kapitalmärkte sind äußerst vielfältig. Institutionelle Investoren, die oftmals besicherte Staatsanleihen bevorzugen, haben in reiferen Märkten wie Marokko oder Südafrika viele Investitionsmöglichkeiten. In einigen anderen Ländern ist das leider noch nicht der Fall. Unternehmensanleihen, Aktien, Notes und Asset Backed Securities sind leider nach wie vor Mangelware.

Dagegen sindPrivate Equity, Immobilien und Infrastruktur wachsende Anlageklassen in Afrika, die für regionale institutionelle Investoren eine interessante Alternative sein könnten. Fakt ist jedoch, dass von 2011 bis 2017 weniger als 1 % der Privatplatzierungen im Infrastrukturbereich (PPI)9 auf institutionelle Investoren aus Afrika entfiel. Da institutionelle Investoren eher auf der Suche nach weniger riskanten, größeren und liquideren Anlagen sind, halten sie diese nicht börsennotierten Anlageklassen für ungeeignet.

Nichtsdestotrotz verdienen andere alternative Anlageklassen ebenfalls Beachtung: Dr. Jens Köke, Chief Investment Officer von Allianz Africa, hat interessanterweise den Plan vorgestellt, über ein Agency-Programm syndizierte Bankkredite an Unternehmen in Westafrika mitzufinanzieren.

Fazit

Die Börsenmärkte müssen also noch wachsen, damit afrikanischen, institutionellen Investoren die nötigen lokalen Investmentpools zur Verfügung stehen. Außerdem sind regulatorische Änderungen erforderlich, um die Liquidität zu verbessern, Unternehmen für die Emission von börsennotierten Anleihen und Aktien zu gewinnen und regionale institutionelle Investoren anzulocken. Solche Änderungsvorhaben werden gegenwärtig in verschiedenen Ländern wie unter anderem Kamerun und Algerien erörtert.