Alternative Investmentfonds: Entwicklungen und Herausforderungen

08/03/2019

Alternative Investmentfonds („AIF“: Immobilienfonds, Private-Equity-Fonds usw.) haben Rückenwind und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Welche Rolle werden diese Fonds für das in Luxemburg verwaltete Vermögen auf dem Weg zur 5.000-Milliarden-Marke spielen? Ein Interview mit Mathieu Maurier, Country Head bei Société Générale Securities Services in Luxemburg.

Welchen Stellenwert werden AIFs in den kommenden Jahren in Luxemburg haben?

Das im Zentrum Europas gelegene Großherzogtum Luxemburg hat seine Stellung als weltweit zweitgrößter Investmentfondsstandort ausgebaut und zieht nach wie vor Investment Manager und Investoren aus Kontinentaleuropa, Großbritannien (im aktuellen geopolitischen Kontext), aber auch aus den USA und Asien an.

Die Luxemburger Fondsbranche war 2018 trotz des recht herausfordernden Umfelds in stabiler Verfassung: Das verwaltete Vermögen belief sich auf über 4.000 Mrd. Euro*, wobei Kapitalzuflüsse vor allem bei ETFs zu verzeichnen waren. Alternative Investmentfonds (AIFs) sind im letzten Jahr gegenüber dem Jahr 2017 um stolze 20 % gewachsen. Mit einem Gesamtvermögen von 700 Mrd. Euro* haben AIFs heute einen Marktanteil von 17 % – mit Hedgefonds an der Spitze, gefolgt von Debt-Fonds, Private-Equity – Fonds und in geringerem Maße Immobilienfonds. 

Wir rechnen damit, dass AIFs 2019 und in den folgenden Jahren weiter wachsen werden. Bisherige Akteure dürften ihre Präsenz ausbauen und neue Unternehmen dürften sich lokal etablieren.

Angesichts der immer noch niedrigen Renditen/Zinsen setzen die meisten Anleger lieber auf weniger liquide Anlagestrategien und machen sich hierfür Luxemburgs vielseitige „Toolbox“ zunutze. Außerdem zeigen neue Anleger immer größeres Interesse an Asset Managern mit erprobten ESG-Strategien (Environmental, Social and Governance bzw. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), woraus sich schlussfolgern lässt, dass nachhaltiges Investieren bald zum Mainstream werden dürfte.

 

Welche wesentlichen Differenzierungsfaktoren sind erforderlich, um dieses Wachstum zu begleiten?

Für Servicing-Dienstleister gibt es aus unserer Sicht drei wesentliche Differenzierungsfaktoren:

  • Agilität zur Bereitstellung flexibler und proaktiver Lösungen. Asset-Servicing-Dienstleister müssen über ein umfassendes Leistungsangebot verfügen, das skalierbare Technologielösungen für traditionelle Bankdienstleistungen (Middle-Office, Verwahrung, Transferstelle, Fondsadministration) sowie für das Asset Servicing (z. B. Berichterstattung oder Finanzierung) umfasst. 

  • Örtliche Nähe durch die Unterstützung von spezialisierten Teams, die sich um den End-to-End-Prozess kümmern und einen ganzheitlichen Überblick über Transaktions-, Betriebs-, Rechts- und Risikosachverhalte haben.

  • Know-how zur Ausschöpfung der Flexibilität, aber auch der Vielseitigkeit der „Luxemburger Toolbox“ (OGAW, SIF, SICAR, Verbriefungsinstrumente und seit 2016 RAIF), damit Dienstleister Asset Manager im Entscheidungsprozess unterstützen können.

Kunden wünschen sich Dienstleister, die ihnen das Leben leichter machen, sie durch ein Expertennetzwerk bei der Erarbeitung ihres eigenen Angebots unterstützen und ihre Projekte begleiten. Ein Akteur mit gesamteuropäischer Präsenz, der zu einer großen Bankengruppe gehört, ist am besten für die Erfüllung dieses komplexen Wertversprechens aufgestellt.

 

Mit welchen Herausforderungen werden AIFs Ihrer Meinung nach künftig konfrontiert sein?

Alternative Investmentfonds haben in Bezug auf ihre Marktreife und Wachstumschancen ihre „Jugendjahre“ erreicht und haben noch jede Menge Potenzial. Damit AIFs bei Anlegern noch populärer werden, müssen die unterschiedlichen Anbieter entlang der gesamten Servicing-Wertschöpfungskette für noch mehr Klarheit sorgen.

Diese Notwendigkeit zur Schaffung von Klarheit wird die Rolle des Verwahrers als Gatekeeper und größter Beschützer des Anlegers stärken.

Bei der Bereitstellung von Fondsverwahrungsdienstleistungen ist es wichtig, dass wir bei der Auswahl der Fonds, die wir mit einer Verwahrungslösung unterstützen, äußerst sorgfältig vorgehen. Gemäß AIFM und OGAW V müssen wir die sichere Verwahrung der Fondsvermögen sicherstellen und haften für „vermeidbare Verluste“ von Vermögensgegenständen, die wir für Fonds in unseren Büchern halten. Einige Managementgesellschaften verwalten mitunter sehr spezielle alternative Finanzinstrumente. Deshalb ist es wichtig, dass wir in der Lage sind, den Umfang der Risiken einzuschätzen und eine überlegte Entscheidung über die Bereitstellung der Dienstleistungen zu treffen.

Angesichts des zunehmenden Interesses an sozial verantwortlichen Investments sehen sich Depotbanken einer Herausforderung gegenüber: Sie müssen sicherstellen, dass sich Asset Manager mit ESG-Strategien an die Bestimmungen ihrer Anlagerichtlinien halten. Um die Auswirkungen von Anlagestrategien auf die Gesellschaft zu messen, müssen die Dienstleister spezielle Lösungen für die Berichterstattung entwickeln, sodass Asset Manager und institutionelle Investoren ihre Anlagen mithilfe einer breiten Auswahl von ESG-Indikatoren bewerten können.

Nicht zuletzt müssen Dienstleister sich der schwierigen Aufgabe stellen, sich ständig neu zu erfinden und neue Technologien zu nutzen, um effizienter zu arbeiten und neue Lösungen zu entwickeln.

Asset-Servicing-Dienstleister, die mittels künstlicher Intelligenz, „Data Lake“-Technologie, Cloud Computing und in geringerem Umfang robotergesteuerter Prozessautomatisierung (RPA) auf digitale Innovation setzen, können auf agilere Weise Daten in einer sicheren Umgebung verwalten und bereitstellen und dadurch ihre operative Effizienz steigern.

Was die Entwicklung innovativer Lösungen betrifft, so lassen sich Daten dank neuer Technologien nun in einer sicheren Umgebung bereitstellen und Informationen kreativer und effizienter filtern. Dies bietet denjenigen Unternehmen einen Mehrwert, die zur Unterstützung ihrer End-to-End-Wertschöpfungskette für Nachhandelsaktivitäten vorher mehrere Altsysteme betrieben haben.

Published by PaperJam Luxembourg (March 2019), discover the video here.

*Quelle: www.cssf.lu/en/documentation/statistics

 

SGSS Country Head in Luxembourg Societe Generale Securities Services